Bitte um Hilfe: Hellomat Mister X

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katzel
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Re: Bitte um Hilfe: Hellomat Mister X

Beitrag von katzel »

Ja, sehr schön, aber was soll der Text nun aussagen das du ihn hier einstellen musst?
Kaufst du dir solche Esoterik-Kassetten und hörst die Texte in Verbindung mit Blubbermusik oder sitzt du in gemütlicher Runde mit Herrn Langhans und atmest verunreinigte Luft?
Zuletzt geändert von katzel am 16.05.2018, 21:36, insgesamt 1-mal geändert.
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KHK_Goettmann
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Re: Bitte um Hilfe: Hellomat Mister X

Beitrag von KHK_Goettmann »

Ich habe keine Antworten auf Deine Fragen, Claus. Es wurde versucht, die Antworten zu geben.

Vielleicht findet der Suchende etwas in den vorliegenden Worten. Es sei ihm gegönnt. ;-)
Wie jeder Besucher weiß, ist alles nur ein Spiel, ob mit Walzen oder Scheiben, Kugeln oder Kuben, Matritzen oder Wirklichkeiten...
...den Sinn muss jeder selbst suchen.

Was könnte spannender sein?
Zuletzt geändert von KHK_Goettmann am 16.05.2018, 21:36, insgesamt 1-mal geändert.

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katzel
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Re: Bitte um Hilfe: Hellomat Mister X

Beitrag von katzel »

Gute Nacht, morgen verstehe ich den Text vielleicht besser.
Zuletzt geändert von katzel am 16.05.2018, 21:36, insgesamt 1-mal geändert.
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KHK_Goettmann
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Re: Bitte um Hilfe: Hellomat Mister X

Beitrag von KHK_Goettmann »

Sicherlich ist sich nicht jeder der geschätzten Leser über folgenden Kontext im Klaren:

1. Hellomat ist der Hersteller des hier beschriebenen Automaten, Mister X.
Unter "Hell-o-mat" kann man im Englischen einiges verstehen, interpretieren, hineinlesen, wie z.B. Höllomat oder die allumfassende Präsenz einer Hölle (eines Begriffs der christlichen Philosophie). "Hell" ist die Übersetzung von Hölle ins Englische. Die Amis wissen natürlich nicht, dass...

2. ...die Kisten in Hellenthal hergestellt wurden und die...

3. ...Servicerufnummer seinerzeit 0 24 82 / 6 66 war... (die Quersumme von 0 24 82 ist 18, geteilt durch 3 ist...)

4. ...und dass das absolut nichts zu bedeuten hat.

5. Allerdings war "Mister X" der Codename für eine meiner genialsten Eroberungen auf weiblichem Gebiet: Ich habe einen mäanderierden Brief an die intelligenteste X-Chromosomträgerin der Klasse über mir geschrieben und ...

6



Es gab wenige derartige Erlebnisse, aber dieses war ... interessant. Es war/ist eine Inspiration für das Obige. Und für Untenrum, äh, ...
Zuletzt geändert von KHK_Goettmann am 16.05.2018, 21:36, insgesamt 1-mal geändert.

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katzel
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Re: Bitte um Hilfe: Hellomat Mister X

Beitrag von katzel »

:lol: :lol:

Ich wünschte deine Beiträge wären auch zum Lachen.
Zuletzt geändert von katzel am 16.05.2018, 21:36, insgesamt 1-mal geändert.
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hab_noch_dm
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Re: Bitte um Hilfe: Hellomat Mister X

Beitrag von hab_noch_dm »

42?
Zuletzt geändert von hab_noch_dm am 16.05.2018, 21:36, insgesamt 1-mal geändert.
42

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kobayashi
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Re: Bitte um Hilfe: Hellomat Mister X

Beitrag von kobayashi »

Na wengistens unser Tip mit dem Filter hat ja funktioniert. Vielleicht kann man daraus mal einen Guide für die Allgemeinheit basteln.

Würde ich dann auch machen, etwas bessere Fotos wären da natürlich hilfreich. Von Wulff und NSM und Bergmann habe kann ich selber welche machen, bei Hellomat habe ich zur Zeit kein Gerät.
Zuletzt geändert von kobayashi am 16.05.2018, 21:36, insgesamt 1-mal geändert.
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KHK_Goettmann
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Re: Bitte um Hilfe: Hellomat Mister X

Beitrag von KHK_Goettmann »

Liebe Goldserianer,

vorletzten Sonntag nutzte ich Svens Analyse "Zinkfraß" zu einem möglicherweise etwas schwer nachvollziehbaren Gedankensprung "Zinkfraß - Zeta Reticuli - Solarization". Da ich mir vorher keine Gedanken darüber gemacht hatte, möchte ich diesen Sprung etwas erläutern.

---

Geldspielgeräte haben mich als Heranwachsender durch ihre simple Wirkungsweise in ihren Bann gezogen. Im Oktober 1986, es war ein wolkiger Kirmessonntag, spielte ich in unserer Dorfkneipe mit einem Altersgenossen an einem Merkur Duett. Nach ungefähr zehn Minuten gewann ich 100 Sonderspiele mit dem betörenden Bild der sieben Sonnen.
Dieser Tag diente mir als Pawlow'sche Konditionierung.

Zur Erinnerung:
Der Forscher Iwan Pawlow beobachtete, dass die Schritte des Hundehalters beim Hund Speichelfluss auslösten. Der Hund erwartete Futter, da in seinem gesamten vorherigen Leben die nähernden Schritte ebenfalls "Jetzt gibt's Happa-happa!" bedeuteten. Wurde jedoch nur eine Glocke geläutet, trat kein Speichelfluss ein.
Pawlow begann nun, stets zu den nähernden Schritten eine Glocke zu läuten. Nach einer Weile brauchte Pawlow lediglich die Glocke zu läuten um damit Speichelfluss beim Hund auslösen. Er hatte gerade die klassische Konditionierung bewiesen.

An besagtem Oktobernachmittag geschah dasselbe mit mir. Geld einwerfen, kurz abwarten, gewinnen. Freude, Validation und süß klingende Münzen. Zu diesem Zeitpunkt hätte ich den Vergleich noch nicht so prägnant formulieren können, doch dass Geräusch der Münzen in der Auszahlwanne empfand ich ähnlich wie die Geräusche eines befriedigten Weibchens. Der Kürze wegen sei nur am Rande erwähnt, dass beide Arten der Validation über Jahre hinweg intensiviert und vertieft wurden. Viel Kapital floss, hauptsächlich in eine Richtung.

Nun ist es wenig überraschend zu erfahren, dass der Zeitvertreib an Geldspielgeräten nur zu einem Bruchteil aus Freude, Validation und süß klingenden Münzen besteht. Diese Kenntnis blieb mir vorerst versagt.

Wenig hilfreich war außerdem, dass eins der Alphatiere aus unserem Dorf scheinbar jedes Wochenende den Duett per Risiko bis 40 leer räumte, während ich am Herz As nebendran mich beachtlich aber ohne jede Beachtung schlug. Das Alphatier stand im Mittelpunkt des Geschehens, bestellte Runden, ließ die Musikbox spielen und rieb der wenig beliebten Wirtin stets seine Erfolge unter die Nase.
Während meine Altersgenossen sich in der Disco im Keller im Knutschen und Fummeln übten, saß ich vor meinem Herz As, hielt mich eisern an meine unromantische aber effiziente Strategie und konnte nicht anders, als das lachende Alphatier zu bewundern. Er war beliebt, hatte Erfolg und Geld in der Tasche. Was für ein Leben!

---

Meine Geldspiel-Karriere verlief, wie die unreflektierte Strategie "Immer alles bis zum Anschlag riskieren" vermuten lässt, wenig erfolgreich. Meine Versuche, das Alphatier zu emulieren waren desaströs. Die Motivation des Spielens wandelte sich. Aus gelegentlich wurde Gewohnheit, aus Spaß wurde Zwang, aus den lächelnden Augen des Heranwachsenden der starre Blick des Leeren.

Die Programme der Geldspielgeräte funktionieren bei dieser Art der Anwendung - einer krankhaften Symbiose - nach dem Prinzip der natürlichen Auslese. Wie in jedem Bereich der Natur dominiert der Stärkere, gesunde Arterhaltung gebietet keine andere Resultat. Wer braucht einen spielsüchtigen Verlierer als Familienvater, Direktor oder Bundeskanzler?

---

Nach dem Ende meiner aktiven Karriere als Spieler und einer geraumen Weile Abstand fand ich jedoch Zeit und Gelegenheit, die mir einst so geliebten, dann abgrundtief gehassten Geräte in einem anderen Licht zu betrachten. Auch in einem sprichwörtlich anderen Licht, denn als Begleichung einer alten Spielschuld erhielt ich 2000 einen Multi Multi (1989) und stellte diesen zuhause im Wohnzimmer auf. Was für ein Unterschied!

Dann machte ich mehrere folgenschwere Entdeckungen. Die Vorgeschichte:

Eine große Mehrheit meiner Spielkameraden waren "Trimmer", d.h. sie drückten die Risikotaste pausenlos in schneller Folge. Schon bei unseren ersten Versuchen an Full House oder Herz As erschien mir das wenig befriedigend und ich wählte ein - wie der Schlagzeuger in mir kalauern würde - taktvolles und langsames Riskieren im Achtertakt.

Wer sich daran erinnert weiß, dass bei besagten Punktegeräten mit langsamem Riskieren eine Risikophase über eine halbe Minute dauern kann. Bei frühem Verlust wurde ich oft gescholten, mit stets sachlichen Kritiken wie "Du drückst zu langsam, das kann ja nicht gehen".

Bei den wenigen erfolgreichen Versuchen auf 64- oder 70-fach jedoch erntete ich auch von den Trimmern anerkennende Kommentare, die sich nicht auf den Erfolg bezogen, sondern auf die Spannung, die proportional zur Risikostufe stieg. Beim Trimmen bleibt dem Organismus für das Wahrnehmen dieser Spannung keine Zeit. Offenbar erkannten auch die oft nervösen Trimmer, dass einiges auf dem Spiel stand und der Organismus diese Erkenntnis durch erhöhten Puls und erhöhte Ausschüttung von Neurotransmittern ausdrückte. Ich wurde ein gelehriger Schüler der neotantrischen Risikophase.

Ich erweiterte dieses Prinzip dann bis zum logischen Ende, stoppte keine Ausspielung, nahm mir beim Risiko soviel Zeit wie möglich und riskierte stets kurz vor der automatischen Gewinnübernahme. Mein Organismus dankte es mir mit feuchter Stirn, vor Erregung zitternden Händen, einem erhöhten Puls und weiteren Spannungsanzeichen des Körpers eines auf Kohlenstoffbasis basierenden Primaten.

Während meiner aktiven Spielerkarriere wog ein zunehmender Geldverlust diese Effekte nicht mehr auf. Eine Erhöhung der Dosis war die Folge, oberflächlich-scherzhaft "Zocken bis der Arzt kommt" genannt oder, und ich bitte um Verständnis und Perspektive, von meinem inneren Propagandaminister beschrieen: "Wollt Ihr Den Totalen Zock?"

Als ich dann ab 2000 zuhause an meinem Multi Multi spielte, traten mehrere Erkenntnisse auf. Manche waren kleine Glühlämpchen, manche waren Quantensprünge.
Zunächst trat das in der Vorgeschichte beschriebene Gefühl beim langsamen Riskieren wieder auf. Sachtes Zittern der leicht feuchten Hände, angenehme Aufregung und vor allem: Der Homo Suchtus wurde wieder zum Homo Ludens, zum spielenden Menschen, dessen lächelndes Gesicht die Freude an der Tätigkeit spiegelt.

2. Ich bemerkte, dass ich nicht den Geldgewinn als Ziel brauchte.
2b. Ich bemerkte, dass ich nicht einen drohenden Geldverlust als Motivation brauchte.
3. Auch zweistellige Risikoverluste lockten ein Lachen aus mir hervor. Nicht mehr Ärger, Frust, Wut, Enttäuschung, Traurigkeit und das Gefühl des Scheiterns.
4. Mir wurden die "Fressphasen" bewusster.
4b. Meine Theorie, dass Serien in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen auftreten wurde widerlegt.
5. Ich kontrollierte, dominierte das Gerät durch Einschalten und Ausschalten wann immer ich wollte. Mehr hierzu später. Quantensprung
6. Ich war Besitzer des Geräts. Noch ein Quantensprung. Spät, aber nicht zu spät.
7. Mir wurde die Sinnhaftigkeit des Spiels bewusst, wobei ich Sinnhaftigkeit nun als Sinnlosigkeit verstand und, aus der Haft des Spiels entlassen, nun mein Los woanders finden wollte.

---

Während vieler Spaziergänge durch die Stadt wurde mir immer und immer wieder klar, wie sehr Geldspiel- und andere Unterhaltungsgeräte, aber vor allem Flipper unsere damalige Jugendsprache beeinflusst hatten. Mein bester Freund war ein guter Amateur-Comiczeichner, meine Stärke war der sprachliche Ausdruck. Wir konnten uns, völlig unverständlich für andere, über alles offen unterhalten, oder mit scheinbar absurden Kürzeln komplexe Sachverhalte darstellen. Beispiel:
Aus "Spielen" wird "Zocken". Aus "Zocken" wird "Zorken". Aus "Zorken" wird die Dortmunder Fußballikone "(Michael 'Susi') Zorc". Aus "Zorc" wird "Zrc" und aus "Zrc" wird "Krk", nicht die kroatische Insel, sondern ein Geräusch, das sich wie forciertes Loslösen von Schleim aus dem Rachenraum anhört. Wenn also mein Kumpel mich mit einem "Krk" anäugte, wusste ich, dass er Geld in der Tasche hatte und wir in die Stadt losziehen konnten.

Gelegentlich resultierten sogar Synchronizitäten aus der von Geräten beeinflussten Sprache. Eine davon sei hier beschrieben.

Ab der Klasse 10 durften wir den Aufenthaltsraum der Oberstufler benutzen. Dort stand ein Kicker. Während jeder Pause wurde zwei gegen zwei gekickert. Wer zuerst kam, mahlte zuerst. Die Konventionen verlangten, dass das nächste spielwillige Team eine "Ablösung" verbal ankündigen musste, um nach Spielende gegen den Gewinner antreten zu dürfen.
Nun saßen wir eines Morgens in der vierten Stunde im Biologie-Unterricht. Es ging um Zellen. Die Pause nahte und wir wurden bereits unruhig. Der Bio-Lehrer fragte dann die ca. 20 Schüler starke Klasse nach der Bedeutung des Begriffs "Plasmolyse", und wie jeder Erstklässler weiß wird darunter in der Biologie die Schrumpfung des Protoplasten einer pflanzlichen Zelle verstanden, wobei sich die Plasmamembran von der Zellwand ablöst.

Aber keiner meldete sich. Wir in den letzten beiden Reihen nahmen ihn wie üblich nicht wahr und tuschelten leise.
Immer noch keine Meldung. Ich glaubte, auf dem Gang Schritte zu hören; der Bio-Saal lag nahe am Aufenthaltsraum und möglicherweise waren bereits die ersten Teams im Aufmarsch. Der Lehrer ließ die Klasse hängen. Als wir das bemerkten, wurden auch wir ruhig.

Keiner meldete sich, nicht einmal die beiden Streberinnen. Es war einer dieser Momente, in dem aus Sekunden Stunden zu werden schienen.
Ich weiß nicht, was mich trieb, ob es wieder Schritte auf dem Gang waren, und ich rief plötzlich laut "Ablösung" in die kirchenähnliche Stille.
Ich meinte natürlich das Kickerspielen.
Der Bio-Lehrer murmelte verblüfft "Richtig...". Meine Kumpels brauchten ein paar Sekunden um das Geschehene zu verarbeiten, dann klingelte es auch schon zur Pause, wir stürmten wie die Wikinger nach draußen und für ein paar Momente durfte sich das Zeta-Männchen in der Bewunderung aller Ranghöheren sonnen.

---

Seit meinem Beitritt zu Goldserie e.V. habe ich mich wieder intensiv mit Geldspielgeräten befasst. Beschäftigt. Auseinandergesetzt. Darunter fällt auch die oben unter Punkt 5 erwähnte Kontrolle, die eines Tages in der gewaltsamen Demontage eines Merkur Disc gipfelte. Die von mir wahrgenommene Machtlosigkeit gegenüber des dominanten Wesens des Geräts - dazu zählte sowohl die physische Gerätetechnik (der verdammte unwillige Münzprüfer!) als auch das psychische Wesen: das Programm - ließ sich an diesem Tag nicht anders bewältigen als durch eine Primatenreaktion auf einen übermächtigen Gegner: Zerstörung.

Es war nicht so romantisch und erfolgreich wie es vielleicht klingt. Nach nur ein paar Hieben war meine Wut verflogen, die Scharniere waren jedoch noch sehr intakt und mussten unromantisch mit dem Schraubendreher gelöst werden. Die Kabel leisteten ebenfalls Widerstand. Ich hatte außer Dellen im Rahmen und Kratzern am Gehäuse keinen Schaden angerichtet. Zum Schluss jedoch zierte das Geweih, pardon: die Scheibe meine Wand. Welch glorreicher Sieg.

Aber nur ein Etappensieg.
Denn irgendetwas ließ mich nicht los.
Ich konnte es fühlen, aber nicht genau beschreiben.

Man kann ein Problem ignorieren, es aussitzen, sachlich angehen und so weiter, oder einfach mittendurch rennen. Also tat ich, was sich oft bewährt hatte: Ich rannte aufs Problem zu, rüttelte ordentlich am Baum und besitze jetzt 36 Geräte. Drei dreckige Dutzend.
Ich rüttelte weiter am Baum, fragte meinen Mitspielern Löcher in die Bäuche und ging einigen sicher auf die Nerven. Das tut mir Leid.
Ich rüttelte bis kurz vorm Stammbruch, stellte in meiner kleinen Wohnung so viele Kisten wie möglich auf, gab mir den totalen Zock, bis mir eines Morgens vom Nikotinrest- und Schimmelgeruch schlecht war, ich ein noch schlechteres Gewissen hatte und die meisten Geräte heimlich, still und leise wieder in den Keller verfrachtete.
Aber nun sehe ich etwas klarer.

Ich sehe, erkenne und verstehe, dass meine unkontrollierte Art des Spielens mich wenigstens mein Abitur, eine junge Beziehung und viel, viel Geld gekostet hat. Diese Eckdaten waren mir stets bewusst, aber es dauerte zwei kleine Jahrzehnte, bis ich diese Daten verstanden hatte. Spät, aber hoffentlich nicht zu spät.

Ich erkenne und verstehe, dass die schönen Seiten des Spielens von damals nicht wiederherzustellen sind. Die Gesichter und Geräte von damals gibt es nicht mehr. Sie waren ein Resultat der Zeit und diese hat die Gewohnheit, voranzuschreiten. (Anm.: Deshalb fasziniert mich die Zeile "Time is dying a slow death/Die Zeit stirbt einen langsamen Tod" so sehr) Es bleiben allerdings die Erinnerungen - zumindest solange meine Speicherbatterie Spannung hat.

Ich verstehe endlich, dass jeder Tag wie ein neues Spiel ist. Der Schlaf füllt unsere Taschen mit Geld und wir dürfen uns aussuchen, welche Geräte wir bespielen. Jeden Tag aufs Neue.

Viel wichtiger jedoch wird mir klar, dass jedes Spiel zu Ende geht, und dass es eines Tages keine Nachfüllung mehr gibt. Unsere Konzession ist dann abgelaufen, der Aufsteller packt uns in eine Kiste, an unsere Stelle treten neue Geräte, neue Spieler und neue Spiele. Bis zur nächsten Singularität.

---

Warum also die wertvolle Zeit mit Unsinn verbringen?
Meine schönste Zeit als Spieler war von 1987 bis 1992, als ich vergleichsweise wenig an Geldspielgeräten und hauptsächlich zur Unterhaltung spielte. So viele unbeschreibliche Momente erlebt, so viele interessante oder kaputte Menschen getroffen, so viele Hektoliter Kaffee getrunken, so viele Highscores geknackt, so oft am nächsten Tag übertrumpft worden, so viel geärgert, geredet, geflucht, gelacht...

Jetzt weiß ich, was ich fühlte, aber nicht zu benennen wusste:
Ich wollte diese Zeit wiederhaben.
Die Unbeschwertheit.
Den jugendlichen Leichtsinn.
Die Unbekümmertheit.
Das verantwortungslose In-den-Tag-hinein-leben.
Und so vieles mehr.

Ich muss mir eingestehen, dass das nicht mehr möglich ist. In diesem Fall lässt sich die Zeit nicht zurückdrehen. Ich habe zu keinem der damaligen Kumpels Kontakt und wo mir ein paar Infos vorliegen, lauten diese meistens "...geschieden, Kinder bei der Ex, Scheiß-Unterhaltszahlungen, Scheiß-Arbeit..." oder in der Art.

Die Zeit schließt alle Türen, öffnet jedoch andere. Diese führen mitunter in einen gewissen Fürther Keller oder ein SonderSpiel. Nicht das schlechteste Los.

---

Wie komme ich von Zinkfraß hierher?
Nun, zunächst ist es eine wahrscheinlich korrekte Analyse. Danach kommt die Lösung des Problems inklusive Vorbeugung gegen erneuten Zinkfraß. Früher hätte ich "Scheißkiste!" gebrüllt, einmal halbherzig dagegen getreten und dann den Sperrmüll angerufen. Der Disc war der räudige Hund, den ich hinter der Scheune erschießen wollte. Offensichtlich hatte ich hier noch Zivilisierungspotenzial.

Der Vollständigkeit halber hätte ich gerne noch etwas weiter ausgeholt, tiefer analysiert, weitere gesellschaftliche, kulturelle und persönliche Aspekte beleuchtet, damit dem Leser deutlicher wird, weshalb ich zum Spieler wurde, was die Auswirkungen waren und was ich daraus gewonnen habe. Es gäbe außerdem noch Geschehnisse zu erzählen, die ich niemals glauben würde, wären sie nicht in meiner unmittelbaren Nähe passiert.
Oder würde der Leser folgende Episode für möglich halten?

(Sanftes Harfenspiel.) Es war einmal eine Spielothek in meiner Heimatstadt, in der die Bürger brav ihren Geschäften nachgingen. Dort gab es plötzlich ein Geschrei. (Dissonanz. Harfe verstummt.)
Aufsicht: "WAS FÄLLT DIR EIN?!? Warum hast Du das gemacht?!?"
Spielgast: "Der Automat hat Arschloch zu mir gesagt!"
Diese Diskussion wurde gefolgt von etwas Gepolter, als der Spielgast würdevoll und willig die Spielhalle verließ.

Die vom Spielgast wahrgenommene Metamorphose eines Geldspielgeräts à la "The Machine: Bride Of Pinbot" samt dessen vulgären Kommentars hatte ihn dazu veranlasst, eine beträchtliche Menge Körperausscheidungsprodukt in der Münzauffangwanne zu deponieren.

---

Ich komme langsam zum Schluss, vor allem im Hinblick auf Kürze. Aber auch weil eine tiefere Analyse sich wesentlich kritischer mit dem Thema auseinander setzen müsste, und z.B. das Geldspiel mit der deutschen Gesellschaft an sich vergleichen würde, mit ihren geringen Chancen des Aufstiegs und der vergleichsweise hohen Wahrscheinlichkeit eines Abstiegs, die Frage stellen würde, ob der "Offenbacher" ein Relegationsspiel oder Zwangsabstieg ist und so weiter.

---

Danke an alle geduldigen Helfer. Ich weiß es sehr zu schätzen.

Ich kann den Input und die Hilfe, die ich hier im Verein und im Forum erhalten habe kaum zurückgeben.

Und weil ich wenigstens irgendetwas zurückgeben wollte, folgte nach dem scherzhaften Sprung von Zinkfraß auf Zeta Reticuli der unbewusste Sprung zu "Solarization". (Meine ad-hoc Übersetzung ins Deutsche ist zudem keineswegs in Stein gemeißelt.) "Sol Niger Within" ist ein Werk, welches mich am meisten beeinflusst hat. Wer sich von der ungewöhnlichen Instrumentierung nicht abschrecken lässt - für Freunde der elektrischen Gitarre oder des modernen Schlagzeugs ist dieses Werk ein Muss! - wird sowohl musikalisch als auch lyrisch begeistert werden können.

Wie Hawkings "Eine kurze Geschichte der Zeit" scheint die Aussage des Stücks erstaunlich einfach: Wir befinden uns in einer Pluralität auf dem Weg zu einer Singularität.

Was bedeutet das?

Das soll jeder für sich selbst herausfinden.
Unsere Geburt ist die Eintrittskarte für eine einfache Rundfahrt auf einer blauen Murmel um einen gelben Riesen, in einem Sonnensystem der Milchstraße, einer Galaxie der lokalen Gruppe des Filaments in einem Universum des Omniversums.

Viel Glück
Zuletzt geändert von KHK_Goettmann am 16.05.2018, 21:36, insgesamt 1-mal geändert.

muenzspielfreund
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Re: Bitte um Hilfe: Hellomat Mister X

Beitrag von muenzspielfreund »

Nachtrag zur PN: Ich habe es genossen. Teilweise viel gegrinst und gelacht. Und es ist auch viel wahres im Text enthalten. Und als ich las:
Ich rüttelte bis kurz vorm Stammbruch, stellte in meiner kleinen Wohnung so viele Kisten wie möglich auf, gab mir den totalen Zock, bis mir eines Morgens vom Nikotinrest- und Schimmelgeruch schlecht war, ich ein noch schlechteres Gewissen hatte und die meisten Geräte heimlich, still und leise wieder in den Keller verfrachtete.
...habe ich so laut gebrüllt vor lachen, dass unser armer Kater vor lauter Angst von der Couch gesprungen und weggelaufen ist.

In diesem Sinne: Viel Spßaß weiterhin bei uns und eine angenehme Nachtruhe wünsche ich!
Zuletzt geändert von muenzspielfreund am 16.05.2018, 21:36, insgesamt 1-mal geändert.
zumindest zugedröhnt glaub‘ ich mir des…

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KreuzAs
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Re: Bitte um Hilfe: Hellomat Mister X

Beitrag von KreuzAs »

Warum also die wertvolle Zeit mit Unsinn verbringen?
Meine schönste Zeit als Spieler war von 1987 bis 1992, als ich vergleichsweise wenig an Geldspielgeräten und hauptsächlich zur Unterhaltung spielte. So viele unbeschreibliche Momente erlebt, so viele interessante oder kaputte Menschen getroffen, so viele Hektoliter Kaffee getrunken, so viele Highscores geknackt, so oft am nächsten Tag übertrumpft worden, so viel geärgert, geredet, geflucht, gelacht...

Jetzt weiß ich, was ich fühlte, aber nicht zu benennen wusste:
Ich wollte diese Zeit wiederhaben.
Die Unbeschwertheit.
Den jugendlichen Leichtsinn.
Die Unbekümmertheit.
Das verantwortungslose In-den-Tag-hinein-leben.
Und so vieles mehr.

Ich muss mir eingestehen, dass das nicht mehr möglich ist. In diesem Fall lässt sich die Zeit nicht zurückdrehen.
Hat mich sehr nachdenklich gemacht. Ein paar Jahre früher als du geschrieben hast, ansonsten passt es. Kontakt zu genau EINER Person von damals, einmal im Jahr treffen wir uns und schwelgen in alten Zeiten. Ein oder zwei Moloko Plus und die lange Nacht beginnt...
Zuletzt geändert von KreuzAs am 16.05.2018, 21:36, insgesamt 1-mal geändert.
Und er sprach: Das größte Rätsel, süßes Kind, das ist die Liebe - doch wir wollen es nicht lösen. (Heinrich Heine)

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kobayashi
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Re: Bitte um Hilfe: Hellomat Mister X

Beitrag von kobayashi »

Ich denke viele von uns werden sich zumindest in Teilen Deiner wortgewaltigen Abhandlungen durchaus wiederfinden.

Und wenn Goldserie es geschafft hat dich vom DISC-SPALTAXT-TEXAS-CHAINSAW-MASSAKER wegzubringen ist das doch ein schöner Erfolg, den wir uns auf die Fahnen schreiben können. ;-)
Zuletzt geändert von kobayashi am 16.05.2018, 21:36, insgesamt 1-mal geändert.
Merkur Magie Spielescout 2011


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adrian
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Re: Bitte um Hilfe: Hellomat Mister X

Beitrag von adrian »

spannender Text-

KHK_Goettmann --der wahre goldserietechnisch literaische, Nachfolger von

Elias Schwertfeger ::271:: ::318::
Zuletzt geändert von adrian am 16.05.2018, 21:36, insgesamt 1-mal geändert.

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girschi
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Re: Bitte um Hilfe: Hellomat Mister X

Beitrag von girschi »

Sehr interessanter und unterhaltsamer Beitrag. ::318::
adrian hat geschrieben:spannender Text-

KHK_Goettmann --der wahre goldserietechnisch literaische, Nachfolger von

Elias Schwertfeger ::271:: ::318::
Das gleiche dachte ich auch so bei mir...
Zuletzt geändert von girschi am 16.05.2018, 21:36, insgesamt 1-mal geändert.
adp... SUPER TAIFUN

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hab_noch_dm
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Re: Bitte um Hilfe: Hellomat Mister X

Beitrag von hab_noch_dm »

KHK_Goettmann hat geschrieben: Ich komme langsam zum Schluss, vor allem im Hinblick auf Kürze
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Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Zuletzt geändert von hab_noch_dm am 16.05.2018, 21:36, insgesamt 1-mal geändert.
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hab_noch_dm
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Re: Bitte um Hilfe: Hellomat Mister X

Beitrag von hab_noch_dm »

girschi hat geschrieben:Sehr interessanter und unterhaltsamer Beitrag. ::318::
adrian hat geschrieben:spannender Text-

KHK_Goettmann --der wahre goldserietechnisch literaische, Nachfolger von

Elias Schwertfeger ::271:: ::318::
Das gleiche dachte ich auch so bei mir...
Unterschreibe ich Beides.
Zuletzt geändert von hab_noch_dm am 16.05.2018, 21:36, insgesamt 1-mal geändert.
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