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Bajazzo

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Hersteller: Jentzsch & Meerz
Baujahr: 1906
Währung: 10 Pfennig
optische Animation mit LED: Nein
akustische Animation mit MP3: Nein
EZ (elektronische Zulassung): Nein
Beschreibung:

Schätze aus der Vergangenheit

von Birgit Friederike Haberbosch

Eines der schönsten Ge­schicklichkeitsspielgeräte ist nach Ansicht der Auto­rin dieser Artikelserie der Bajazzo. Seine Geschich­te ist lang, vielfältig und verworren. Sie zieht sich durch ganz Europa bis in die USA.

Im August 1987, nachdem ich gera­de knapp drei Monate mit alten Münzgeräten zu tun hatte, stieß ich auf dieses Wandgerät. Damals wußte ich noch nicht, daß ich es in Frankreich, England, Holland, USA und in unzähligen Varianten und Um­bauten tausendfach wiedertreffenwürde.

Nach über vier Jahren ist es noch immer mein Lieblingsgerät und wird es wohl auch bleiben. Als Logo für das adp-Gauselmann-Museum wird der kleine Bajazzo einmal mehr seit sei­

ner Entstehung 1904 ein Symbol für Spielfreude sein.

Die Funktion

Nach Einwurf eines Groschens wird der Gerätemechanismus entriegelt. Dreht man nun an der Kurbel rechts, so fällt eine Stahlkugel durch eine oben, in der Mitte am oberen Rand des Gerätes gelegene Öffnung. Ohne Einflußmöglichkeit fällt nun diese Kugel durch das Nadelfeld nach unten.

Der Spieler kann, indem er die Kur­bel an der linken Seite des Bajazzo be­wegt, die Kugel mit dem Hut des kleinen Clowns auffangen. Er kann dabei die Figur sowohl vorwärts als auch rückwärts bewegen.

Gelingt der Fang, so zahlt das Gerät automatisch den auf dem Gewinnrad angezeigten Betrag aus. Verfehlt der Clown den Ball, verschwindet dieser durch das Verlustloch im Gerät.

Nach dem nächsten Geldeinwurf wird durch das Drehen an der Kurbel die Kugel über eine gebogene Schie­ne wieder nach oben befördert und fällt dort, wie gehabt, erneut durch das Nadelfeld.

Das Spielprinzip sowie die Mecha­nik sind dem Kugelschleuderprinzip zuzuordnen.

Die Historie

Wenn in der Einleitung der Bajazzo von mir als eines der schönsten Ge­schicklichkeitsspielgeräte vorgestellt wurde, so scheint eine große Zahl von Menschen meine Meinung geteilt zu haben. Bis in die 30er Jahre hinein war dieses Gerät wohl das meistbe­spielte Wandgerät seit 1900.

1900 erfand John Gerard Pessers unter dem Namen „Pickwick" in Eng­land ein sogenanntes Kugelschleu­dergerät. Dieses Spielprinzip scheint sich Jentzsch & Meerz zu eigen ge­macht macht zu haben. Leider sind bislang keine frühen Patente oder Schriften bekannt, so daß die genaue Herkunft' nur zu vermuten ist.

1907 wurde der „Bajazzo" auf der Leipziger Herbstmesse vorgestellt und war sofort ein voller Erfolg. Bis Ende der 20er Jahre war diese Popula• rität trotz unendlich vielen „Bajazzo Prozessen" ungebrochen. Die Frage, ob der Bajazzo als Geschicklichkeits­oder Glücksspiel einzustufen sei, be­schäftigte unzählige Polizeibehörden und Gerichte. Immer wieder kam es zu Verboten, die das Dilemma der mangelnden Beurteilungskriterien für Geldspielgeräte deutlich machte.

Doch wie in der gleichnamigen Opervon Leoncavallo überlebte auch unser Possenreiter und wurde sogar in den 50er Jahren von Erwin Meier' in Frankfurt angeboten - allerdings nur für den Export, da der schöne Clown der neuen Regelung des 15-Se­kunden-Spiels zum Opfer fiel.

In Frankreich, England und als eigenes Gerät, hergestellt von den Caille Brothers Company 1917 in USA - überall und auf allen Altge­räte-Einkaufsreisen habe ich den Bajazzo getroffen.

Die Optik

In einem formschönen Eichengehäu­se ist ein beweglicher Clown in schwarz-weiß gewürfeltem Gewand angebracht. Einer seiner Strümpfe ist grün, der andere blau. Blau sind auch die Ärmel, die mit weißen Manschet­ten abschließen. Der kleine Bajazzo hat einen weißen Hut auf dem Kopf und den gleichen Hut als Fangtasche in der rechten Hand. Rote Bommel zieren seinen Anzug an der Bauchsei­te. In der linken Hand hält er einen rot-gelben Ball, der mehr die Form eines Eies hat.

Bei späteren Geräten hat der Clown vorübergehend einen bunten Ball zwischen den Beinen. Die Spiel­fläche ist mit grünem Samt ausge­schlagen und mit aufwendigen Mes­singecken verziert.

Die gesamte Mechanik des Gerätes befindet sich auf der Rückseite der Spielfläche. Sehr schön gearbeitet sind auch der Münzeinwurf und die Auszahlschale aus Messing. Das Aus­zahlrad und die Auszahlschiene sind ein zusätzlicher Blickfang, der dem Gerät einen weiteren optischen Reiz gibt.

Bajazzo

Hersteller: Jentzsch & Meerz Baujahr: 1906

Münzung: 10 Pfennig

Maße: 42,5 x 15 x 63,2 cm Gehäuse: massiv Eiche

Spielauslösung: Geldeinwurf & Kurbel

Gewinnart: Geld oder Wertmar­ken

Gewinnhöhe: 10,20,30,40 Pfennig

Gerätegruppe: Geschicklichkeits­gerät -Wandgerät

Funktion: mechanisch

Euer Esteka


Eintrag erstellt: 31 October 2017 22:37:03 |
Letzte Änderung: 1 January 2018 22:15:39 |
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