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Bajazzo
Schätze aus der Vergangenheit
von Birgit Friederike Haberbosch
Eines der schönsten Geschicklichkeitsspielgeräte ist nach Ansicht der Autorin dieser Artikelserie der Bajazzo. Seine Geschichte ist lang, vielfältig und verworren. Sie zieht sich durch ganz Europa bis in die USA.
Im August 1987, nachdem ich gerade knapp drei Monate mit alten Münzgeräten zu tun hatte, stieß ich auf dieses Wandgerät. Damals wußte ich noch nicht, daß ich es in Frankreich, England, Holland, USA und in unzähligen Varianten und Umbauten tausendfach wiedertreffenwürde.
Nach über vier Jahren ist es noch immer mein Lieblingsgerät und wird es wohl auch bleiben. Als Logo für das adp-Gauselmann-Museum wird der kleine Bajazzo einmal mehr seit sei
ner Entstehung 1904 ein Symbol für Spielfreude sein.
Die Funktion
Nach Einwurf eines Groschens wird der Gerätemechanismus entriegelt. Dreht man nun an der Kurbel rechts, so fällt eine Stahlkugel durch eine oben, in der Mitte am oberen Rand des Gerätes gelegene Öffnung. Ohne Einflußmöglichkeit fällt nun diese Kugel durch das Nadelfeld nach unten.
Der Spieler kann, indem er die Kurbel an der linken Seite des Bajazzo bewegt, die Kugel mit dem Hut des kleinen Clowns auffangen. Er kann dabei die Figur sowohl vorwärts als auch rückwärts bewegen.
Gelingt der Fang, so zahlt das Gerät automatisch den auf dem Gewinnrad angezeigten Betrag aus. Verfehlt der Clown den Ball, verschwindet dieser durch das Verlustloch im Gerät.
Nach dem nächsten Geldeinwurf wird durch das Drehen an der Kurbel die Kugel über eine gebogene Schiene wieder nach oben befördert und fällt dort, wie gehabt, erneut durch das Nadelfeld.
Das Spielprinzip sowie die Mechanik sind dem Kugelschleuderprinzip zuzuordnen.
Die Historie
Wenn in der Einleitung der Bajazzo von mir als eines der schönsten Geschicklichkeitsspielgeräte vorgestellt wurde, so scheint eine große Zahl von Menschen meine Meinung geteilt zu haben. Bis in die 30er Jahre hinein war dieses Gerät wohl das meistbespielte Wandgerät seit 1900.
1900 erfand John Gerard Pessers unter dem Namen „Pickwick" in England ein sogenanntes Kugelschleudergerät. Dieses Spielprinzip scheint sich Jentzsch & Meerz zu eigen gemacht macht zu haben. Leider sind bislang keine frühen Patente oder Schriften bekannt, so daß die genaue Herkunft' nur zu vermuten ist.
1907 wurde der „Bajazzo" auf der Leipziger Herbstmesse vorgestellt und war sofort ein voller Erfolg. Bis Ende der 20er Jahre war diese Popula• rität trotz unendlich vielen „Bajazzo Prozessen" ungebrochen. Die Frage, ob der Bajazzo als Geschicklichkeitsoder Glücksspiel einzustufen sei, beschäftigte unzählige Polizeibehörden und Gerichte. Immer wieder kam es zu Verboten, die das Dilemma der mangelnden Beurteilungskriterien für Geldspielgeräte deutlich machte.
Doch wie in der gleichnamigen Opervon Leoncavallo überlebte auch unser Possenreiter und wurde sogar in den 50er Jahren von Erwin Meier' in Frankfurt angeboten - allerdings nur für den Export, da der schöne Clown der neuen Regelung des 15-Sekunden-Spiels zum Opfer fiel.
In Frankreich, England und als eigenes Gerät, hergestellt von den Caille Brothers Company 1917 in USA - überall und auf allen Altgeräte-Einkaufsreisen habe ich den Bajazzo getroffen.
Die Optik
In einem formschönen Eichengehäuse ist ein beweglicher Clown in schwarz-weiß gewürfeltem Gewand angebracht. Einer seiner Strümpfe ist grün, der andere blau. Blau sind auch die Ärmel, die mit weißen Manschetten abschließen. Der kleine Bajazzo hat einen weißen Hut auf dem Kopf und den gleichen Hut als Fangtasche in der rechten Hand. Rote Bommel zieren seinen Anzug an der Bauchseite. In der linken Hand hält er einen rot-gelben Ball, der mehr die Form eines Eies hat.
Bei späteren Geräten hat der Clown vorübergehend einen bunten Ball zwischen den Beinen. Die Spielfläche ist mit grünem Samt ausgeschlagen und mit aufwendigen Messingecken verziert.
Die gesamte Mechanik des Gerätes befindet sich auf der Rückseite der Spielfläche. Sehr schön gearbeitet sind auch der Münzeinwurf und die Auszahlschale aus Messing. Das Auszahlrad und die Auszahlschiene sind ein zusätzlicher Blickfang, der dem Gerät einen weiteren optischen Reiz gibt.
Bajazzo
Hersteller: Jentzsch & Meerz Baujahr: 1906
Münzung: 10 Pfennig
Maße: 42,5 x 15 x 63,2 cm Gehäuse: massiv Eiche
Spielauslösung: Geldeinwurf & Kurbel
Gewinnart: Geld oder Wertmarken
Gewinnhöhe: 10,20,30,40 Pfennig
Gerätegruppe: Geschicklichkeitsgerät -Wandgerät
Funktion: mechanisch
Euer Esteka
Eintrag erstellt: 31 October 2017 22:37:03 |