Hellomat
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Warum die Hellomat-Geräte Hellomat hießen...
Ich habe mich gestern mit meinem Freund Thomas (User "kreditwuerdig") auf den langen Weg in die Eifel gemacht, um einen äußerst seltenes Gerät, einen Hellomat Favorit abzuholen. Wir hatten ein solches Gerät bereits schon einmal Anfang der 90er Jahren besessen und gingen bislang immer davon aus, dass es sich um ein Einzelstück oder zumindest einen Prototypen handelte, da das Gerät die Zulassungsnummer "...0001" hatte und ansonsten nirgends Informationen über die Existenz dieses Modells aufzutreiben waren. Weder im Internet noch in Fachmagazinen aus der entsprechenden Zeit. Um so mehr kam irgendwann der Punkt, als wir es mehr als bereuten, das Gerät irgendwann abgegeben zu haben und hätten uns dafür am liebsten in den Allerwertesten gebissen. Das Gerät, was wir gestern in Empfang nahmen, hat die Zulassungsnummer "...0038". Also wird es da höchstwahrscheinlich wohl doch zumindest ein paar Dutzend von gegeben haben müssen.
Die Fahrt lohnte sich in vielerlei Hinsicht. Zum einen, weil sich das Gerät in einem bemerkenswert guten Zustand befindet, zum anderen, weil ich dadurch auch hinter das Geheimnis der Bezeichnung "Hellomat" gekommen bin. Das Gerät war nämlich im Privatbesitz eines Anbieters aus Hellenthal in der Eifel. Und Hellenthal ist auch die ehemalige Produktionssätte der Hellomat-Geräte gewesen. Dementsprechend bezieht sich die Bezeichnung Hellomat keineswegs etwa auf das freundliche Grußwort "Hello" und hat auch nichts mit "hell" (in welchem Zusammenhang auch immer) zu tun. Es bezieht schlicht und ergreifend auf den damaligen Frimensitz Hellenthal. Des weiteren ist bei vielen alten Groschengeräten von Hellomat ein Schild mit "Eifel" auf der Frontpartie angebracht. Die Anfahrt an sich gestaltete sich auf den letzten Metern sehr abenteuerlich. Denn das Haus, wo wir das Gerät (nebst einem Flipper "Aztec" aus den 70ern) abzuholen hatten, war die Dienstwohnung des Betriebsleiters der dortigen Oleftalsperre. Der Verkäufer der Geräte wies uns schon vorher am Telefon darauf hin, dass das Navigationssytem zwar die Straße, nicht aber das Haus finden würde. Es war bereits dunkel, als wir in Hellenthal ankamen. Wir fuhren die Straße immer weiter, über einen Parkplatz hinweg, so wie uns es der Verkäufer erklärt hatte, als wir plötzlich - wir erschraken beinahe - eine riesige, dunkle Mauer am Horizont sahen - sonst nichts. Thomas sagte schon "Hier sind wir bestimmt falsch, ich dreh´ mal". Doch ich sah den kleinen Waldweg (als Betriebsweg/-gelände deklariert), welcher sich serpentinenmäßig nach oben schlängelte. Ich sagte, er solle da ´rauf fahren. Zufälligerweise kam uns ein Sopaziergänger entgegen, den ich fragte, ob wir hier richtig seien, was er bejate. Hätte dort Eis oder Schnee gelegen, hätten wir keine Chance gehabt, wieter hinauf zu fahren. Oben am Haus angekommen (wir kamen sogar noch an einer alten Souvenierbude vorbei) und ausgestiegen, waren Thomas Worte nur noch (wir hörten von unten leise das Plätschern und Rauschen der Energiegewinnungsanlagen): "Hier möchte ich nicht wohnen, hier hätte ich keine Ruhe"... Schade, dass es schon so spät war. Denn der Betriebsleiter hätte uns sonst die Anlagen zeigen können (bis auf wenige der Pfeiler sind alle innen hohl und begehbar!) und wir hätten uns oben den See mal anschauen können.
Uns jedenfalls hat das so sehr beeindruckt, dass wir da auf jeden Fall noch einmal einen Ausflug hin machen wollen. In der Nähe ist auch eine Sommerrodelbahn, da wollen wir dann auch mal runterheizen. Vielleicht hat der Verkäufer bis dahin ja auch wieder einen schönen Hellomat für uns...
Dort wo der rote Kreis ist, ist das Haus, wo wir den Hellomat und den Pinball abgeholt haben...
Hellomat und Busch ?
uhrjeckholgi
Die Hellomat-Produktionsstätte
Seit nunmehr fünf Jahren residiert Hellomat weg von der Alltags-Hektik im idyllischen Mecherniclr-Obergartzem - nur ein Katzensprung von den Ballungszentren entfernt. Der Baustil des Industrie-Komplex gliedert sich in die Umgebung ein
David gegen Goliath: Die Variante unserer Branche heißt „Hellomat"
Welche Chancen hat ein mittelständisches Unternehmen in der Automatenbranche? So viele, wie es unternehmerischer Spürsin schafft, eigene Nischen im Markt aufzutun.
Bereits im Jahre 1955 wurden in Hellenthal/Eifel die ersten Geldspielgeräte hergestellt. Über 20 Jahre setzte das unter Vellomat, Neomat und später Hellomat bekannte Unternehmen seine gesamte Produktion über den freien Großhandel ohne Probleme ab. Aber der Markt wurde enger, immer mehr Anbieter teilten sich den Markt.
Rüdiger Deutsch, der das Unternehmen ab 1973 als geschäftsführender Gesellschafter übernahm, konnte noch gerade eben den Segen eines Verkäufermarktes erleben. Er startete mitden Erfolgsgeräten Hellomat 2000 und 2030, die insgesamt die stolze Zahl von fast 10.000 produzierten Geräten erreichten. Heute ohne eigene Vertriebsorganisation eine undenkbare Zahl.
Nie in der langjährigen Firmengeschichte veränderte sich das Unternehmen so stark wie in den letzten fünf Jahren. Hellomat verwendete als zweites Unternehmen der Branche die Mikroprozessortechnik in seinen Geldspielgeräten. Die neue Technik und die um TV-Geräte erweiterte Produktion forderten eine wirtschaftlichere Fertigung. 1983 wurde die über 5000 Quadratmeter große Produktionsstätte in Mechernich bei Köln, direkt an der Autobahn 1, in Betrieb genommen.
Das bis dato gut florierende Unternehmen begann ausgerechnet in der Zeit des Produktionswandels zu stagnieren. Denn der bewährte Absatzweg über den immer mehr hersteller bundenen Großhandel wandelte s' in kürzester Zeit zum Käufermarkt. Jeder Hersteller sah sich gezwungen, die eigenen Produkte stärker zu forcieren. Dieses Defizit glich Hellomat durch die Gründung eigener Niederlassung aus. 1982 startete das Unternehmen in Gelsenkirchen, im gleichen Jahr kamen die A bis Z-Niederlassungen in Hamburg, Berlin und München dazu. Die jüngsten Kinder sind Köln- Bonn, Würzburg, Bielefeld und Frankfurt. Insgesamt acht Niederlassungen vertreiben heute über 70 % der gesamt Produktion.
Immer schnellere Modellwechsel in der Geldspielgerätefertigung und eine verstärkte Diversifikation in anders Produktionsbereiche belasteten die Entwicklungsabteilung, unter Leitung von Jürgen Horst, bis an den Rand ihrer Möglichkeiten aus. Jürgen Horst: „Eine Schnelligkeit wie im Showgeschäft da bleibt kaum Zeit zum Luftholen."
Die notwendige Konsequenz blieb nicht aus. Die innerhalb der letzten zwei Jahre nunmehr verdoppelte Entwicklungsabteilung beginnt Früchte zu tragen. „Nach all den Strapazen, Erfolgen, Mißerfolgen und hohen Investitionen der letzten Jahre sind heute alle Möglichkeiten gegeben, durch eine gezielte Marktnischenpolitik den Erfolg des Unternehmens zu sichern". So Rüdiger Deutsch.
Auch Großprojekte, wie z. B. der auf der IMA '88 gezeigte Prototyp des Wechselgeld-Tresors, schrecken die Hellomat-Leute nicht. Deutsch: „Vor dem Einstieg in neue Projekte und auch während der Testphase setzen wir auf das Gespräch und die Zusammenarbeit mit den Anwendern. Das intensive Zuhören und Eingehen auf die Probleme unserer Kunden, meint Hellornat, sei auch in der Automatenbranche der einzig richtige Weg."
Besonders zum Thema Sicherheit bot Hellomat seit der IMA '87 marktgerechte Lösungen. Mit einem neuen Automaten - Tresorständerprogramm (traf man in eine Marktlücke, welche die Bedürfnisse der Aufsteller nach zeitgemäßer Produktgestaltung auf den Punkt brachte. Die permanent steigende Nachfrage rechtfertigte auch die Auslagerung der Produktion in ein Zweigwerk bei Euskirchen.
Mit dem auf der IMA '88 präsentierten Wechselgeldtresor, so Rüdiger Deutsch, möchte man eine funktionstüchtige und praxisgerechte Lösung zum Thema Sicherheit in Spielstätten anbieten: „Hier lassen wir uns auch nicht drängeln, erst wenn die Testphase mit allen Erkenntnissen und den daraus resultierenden Modifikationen abgeschlossen ist, starten wir die Produktion."
Auch zum Thema Baggi, der im Herbst 86 für Furore sorgte und eine ganze Branche in Bewegung brachte, ist noch nicht das letzte Wort gesprochen, versichert Rüdiger Deutsch: „Wir bleiben am Ball!"
Im Bereich der TV-Geräte stehen die Modifikationen des über 25.000 mal verkauften Kompaktgerätes Superstar und die Erstellung des auf gleicher Technik basierenden Jumbostars zur Zeit auf dem Entwicklungsplan. Die Markteinführung steht im Sommer an.
Die auf einer als überaus zuverlässig anerkannten Technik basierenden Geldspielgeräte sind ebenfalls auf Erfolgskurs. Die verstärkte Entwicklungsabteilung mit dem Motor Rüdiger Deutsch im Rücken landete besonders mit dem etwas anderen Geldspielgerät „Mister Truck" gezielt in einer Marktnische. Besonders in der Spielstätte setzte sich dieses Gerät mit Spielfeatures wie der 3-DM-Risiko-Actionausspielung sowie der Vorgabe von Seriengewinnen in einem Rhythmus-Tableau durch. Erhebliche Nachkäufe bestätigen, daß sich das Entwicklungsrisiko des etwas anderen Geldspielgerätes gelohnt hat.
Im Bereich Unterhaltungsgeräte (Punkte-Spielgeräte) sieht Hellomat einen lohnenden zukünftigen Markt. Erste Prototypen kämpfen seit Anfang des Jahres um die Gunst der Spieler. Mitte bis Ende des Jahres steht nach erfolgreich abgeschlossenem Test die Auslieferung an.
Die heutige und auch zukünftige Marschrichtung der Hellomat-Gruppe ist im Unternehmensleitbild wie folgt festgeschrieben: Hellomat bietet wirtschaftliche, technologisch fortgeschrittene und sichere Problemlösungen in optimaler Qualität. In bezug auf Wettbewerbsprodukte sieht Hellomat seine Chance im Auffinden lohnender Nischen im Markt, in denen man besser ist als jeder andere. Rüdiger Deutsch ist sich im klaren darüber, daß Firmen, die dem Kunden durch Nischestrategien entgegenkommen, im Idealfall fünf Eigenschaften besitzen müssen:
- scharfsinnige technologische Fähigkeiten
- geschickte Preisbildung - bessere Segmentierung
- überlegene Problemlösungsfertigkeit und
- Willigkeit, Geld für die Erzielung einer eindrucksvollen Unterschiedlichkeit des Produktes auszugeben.
In der Praxis sieht die Umsetzung leider nicht so einfach aus, denn Bestseller-Produkte zeigen sich meist erst nach der Markteinführung. Bekanntlich aber muß in einem Unternehmen der Erfolg vorhergesagt werden.
Die wichtigsten Konsequenzen, die Rüdiger Deutsch zur Erfolgssicherung seines mittelständischen Unternehmens zieht, sind die folgenden:
- Präzise Festsstellung, in welcher Hinsicht sich das eigene Produkt von den Wettbewerbsprodukten unter¬ scheidet.
- Einbehaltung der erkennbaren Unterschiede, wobei auch der Käufer unmißverständlich erkennen muß, in welcher Hinsicht das eigene Produkt besser ist.
- Die richtigen - für alle Seiten lohnenden - Marktsegmente müssen erreicht werden, und die Produktinformation muß in mehrfacher Hinsicht bzw. in verschiedenen Schritten überzeugend wirken.
Auf einen einfachen, aber wirksamen Nenner gebracht: Das Geschäft steckt im Detail. Erfolg darf kein Zufall sein. Nur die ständige Suche nach einem noch so versteckten Bedürfnis der Spieler und Aufsteller garantiert auf Dauer den Erfolg eines Unternehmens in der Automatenbranche. Ein mittelständisches Unternehmen wie Hellomat besitzt mit seiner Marktnähe, langjährigem Know-how, modernen Produktionsstätten und einer schlagkräftigen Verkaufs- und Servicemannschaft die besten Voraussetzungen, sich mit einer gezielten Marktnischenpolitik im Wettbewerbskarussell zu behaupten.
Konkurs 1989
Noch bevor über weitere Einschränkungen für unsere Branche endgültig entschieden ist, haben wir zum zweitenmal den Konkurs eines Hersteller¬ Unternehmens zu beklagen.
Die Herbstsonne schien in Mechernich-Obergartzem. Niemand ahnte, welch dunkle Wolken sich über dem strukturschwachen Ort am Rande der Eifel zusammenbrauten. Am 12. Oktober mittags um 12 meldete Hellornat beim Amtsgericht Konkurs an.
Wenige Minuten später standen die Räderstill. Rund 150 Mitarbeiter mit einem Federstrich arbeitslos. Schicksale, die sich mit Worten nicht beschreiben lassen.
Alle waren vom plötzlichen Aus überrascht worden. Noch vor wenigen Wochen hatte man die Produktion hochgepuscht. Sie lief auf vollen Touren. Und damit lief scheinbar auch das Geschäft.
Was hat zu dieser unerwarteten Entwicklung geführt?
Die Verantwortlichen im Unternehmen halten sich bedeckt. Nur eine vage Erklärung: „Die politischen Entwicklungen haben uns die Luft zum Atmen genommen. Hinzu kamen Schwierigkeiten mit der PTB bei der Zulassung eines neuen Gerätes"
Dramatische Liquiditäts-Schwierigkeiten hat es bei Hellomat schon seit langem gegeben. Spektakulärster Sanierungs-Versuch war der Verkauf der Hamburger Niederlassung »AbisZ«, die jetzt als freies Fachgroßhandels-Unternehmen vom Konkurs nicht betroffen ist. »AbisZ« hatte schon kurz nach derTrennung von der früheren Muttergesellschaft die Verbindungen fast völlig abgebrochen.
Aber der Kaufpreis war offensicht¬lich nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Erst im Sommer dieses Jahres hatte dann ein neuer Mehrheits-Ge¬sellschafter die Anteile derHellomat GmbH fast hundertprozentig übernommen. Es gab eine kräftige Finanzspritze und ein neues Top Management.
Von der fertigen Entwicklung eines völlig neuartigen Geräts mit noch nie dagewesenen Features war außerdem die Rede. Eine Art Wunderwaffe. So schien der Havarist wieder flott zu werden.
Dieser Schein hat getrogen!